Um das Jahr 1815 war ganz Mitteleuropa durch die Folgen der napoleonischen Kriege gebeutelt. Zwar war das französische Heer in der Völkerschlacht von Leipzig 1813 besiegt worden, doch die Folgen der Besatzung dauerten an. Die Menschen, vor allem die vielen Kriegswaisen, lebten in Not und Elend. Damit nicht genug: ausgelöst durch den Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien gab es 1816 ein Jahr ohne Sommer mit ungewöhnlicher Kälte und dadurch bedingte Missernten.
In Weimar lebte zu dieser Zeit der Publizist Johannes Daniel Falk. Das Schicksal traf ihn auch im Privaten mit voller Wucht: vier seiner sieben Kinder starben an Typhus. Er selbst erkrankte schwer, überlebte aber. Bewegt durch diese Erfahrungen nahm Falk etliche durch die Kriege heimatlos gewordene Waisenkinder auf. Als sein Vermieter ihm darauf kündigte, baute Falk einen alten Hof wieder auf als Rettungshaus für die Waisen, denen er eine schulische und berufliche Ausbildung ermöglichte und damit Perspektive und Hoffnung vermittelte.
Dieser Hoffnung verlieh Johannes Daniel Falk auch musikalisch Ausdruck. Er verwendete die Melodie eines sizilianisches Schifferliedes und dichtete dazu ein „Allerdreifesttagslied“, das die wichtigsten christlichen Feste besang: Weihnachten (1. Strophe), Ostern (2. Strophe) und Pfingsten (3. Strophe). Später war das Lied dann nur noch zu Weihnachten gebräuchlich. Die zweite und dritte Strophe, so wir wie sie heute kennen, wurden von Heinrich Holzschuher, einem Gehilfen von Falk ergänzt. Die erste ursprüngliche Strophe von Falk blieb erhalten:
O du fröhliche, o du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit.
Welt ging verloren, Christ ward geboren.
Freue, freue dich, o Christenheit.
Für mich bringt sie auf den Punkt, was Weihnachten ausmacht und drückt verdichtet das aus, was Falk erfahren, was ihn in seinem sozialen Einsatz angetrieben und ihn bestärkt hat. Einen sehr gelungenen Film zu dem Lied und Johannes Daniel Falk gibt es beim NDR:
https://www.ndr.de/fernsehen/programm/epg/Mit-Julian-Sengelmann,sendung851408.html